
Deep Purple
Albumtitel: Made in Japan
Veröffentlichungsjahr: 1972
Vertrieb/Label: EMI Electrola
Homepage: https://deeppurple.com
Rezension
Als Deep Purple im August 1972 für drei Konzerte nach Osaka und Tokio reisten, ahnte kaum jemand, dass dort eines der prägenden Live-Alben der Rockgeschichte entstehen würde.
„Made in Japan“, noch im Dezember desselben Jahres veröffentlicht, gilt bis heute als Blaupause dafür, wie rohe Bühnenenergie auf Tonträger übertragen werden kann.
In einer Zeit, in der Live-Mitschnitte häufig lediglich als Vertragsfüller dienten, setzte die Band um Ritchie Blackmore, Ian Gillan, Jon Lord, Roger Glover und Ian Paice mit bemerkenswerter Selbstsicherheit auf die Authentizität des Moments.
Die Aufnahmen waren ursprünglich nur für den japanischen Markt gedacht.
Deep Purple verzichteten bewusst auf nachträgliche Overdubs; lediglich winzige Schnitte zwischen den drei Abenden wurden vorgenommen, um die definitive Version jedes Songs zu wählen. Diese Transparenz wurde zum Markenzeichen des Albums.
Rückblickend zeigt „Made in Japan“ Deep Purple auf dem Höhepunkt ihrer Mk-II-Phase.
Die achtminütige Eröffnung „Highway Star“ demonstriert die perfekte Symbiose aus Blackmore’s Gitarrenlinien und Jon Lord’s Hammond-Läufen, während Sänger Ian Gillan bis in die höchsten Register vordringt.
In „Child in Time“ dehnt die Band das Studiooriginal zu einer epischen, knapp zwölfminütigen Katharsis aus.
Der eigentliche Prüfstein jedoch ist „Smoke on the Water“. Was im Studio bereits Ikonenstatus erreicht hatte, gewinnt live nochmals hinzu.
Abgerundet wird das Programm durch ausufernde Improvisationen wie „Space Truckin’“, ein beinahe zwanzigminütiges Meisterwerk.
Kommerziell avancierte das Album trotz seiner roh belassenen Klangästhetik zum internationalen Triumph: Platz 1 in Deutschland, Top-5 in Großbritannien und den USA, über sieben Millionen verkaufte Exemplare bis heute.
Kritiker, die Deep Purple zuvor gelegentlich als Studio-Konstruktion abtaten, wurden eines Besseren belehrt. Vor allem der unkompromittierte Mix, bei dem die Instrumente zu gleichen Teilen im Vordergrund stehen, setzte neue Standards.
Aus heutiger Perspektive wirkt das Album wie ein akustisches Zeitkapsel-Dokument: Die Band existierte damals noch in ihrer klassischen Besetzung, war jedoch innerlich bereits zerrüttet, man hört in jedem Solo das Ringen um künstlerische Deutungshoheit.
Gerade diese latente Spannung verleiht „Made in Japan“ seine elektrisierende Dynamik. Anders als viele spätere High-Fidelity-Konzertmitschnitte setzt das Werk nicht auf Perfektion, sondern auf Präsenz.
Damit wird das Album zu mehr als einer Ansammlung ohnehin schon als Studioversionen gelungenen Songmaterials. Es ist ein Lehrstück über die Unmittelbarkeit von Rockmusik, über kollektive Improvisation und zugleich ein historischer Marker, der die Grenzen zwischen Bühne und Studio verwischt.
Deep Purple’s Made in Japan war mein allererstes Album, was ich mir am 17. April 1973 beim Montanus in Würzburg gekauft habe. Der damalige Kaufpreis betrug 29 DM. Sehr viel Geld zum damaligen Zeitpunkt.
Das Album ist vor wenigen Tagen als 50th Anniversary Deluxe Edition erschienen. Ich denke über die Anschaffung noch nach. Die Essenz habe ich bereits mehrfach auf Vinyl und CD.
Autor: Gerald Langer
Tracklist
LP1
Side 1
1. Highway Star – Live At Festival Hall, Osaka / 16th August 1972 06:49
2. Child In Time – Live At Festival Hall, Osaka / 16th August 1972 12:25
Side 2
1. Smoke On The Water – Live At Festival Hall, Osaka / 15th August 1972 07:39
2. The Mule – Live At Budokan, Tokyo / 17th August 1972 09:33
LP2
Side 1
1. Strange Kind Of Woman – Live At Festival Hall, Osaka / 16th August 1972 09:27
2. Lazy – Live At Budokan, Tokyo / 17th August 1972 11:00
Side 2
1. Space Truckin’ – Live At Festival Hall, Osaka / 16th August 1972 19:55