David Byrne: Rei Momo

david byrne
© Warner Bros.

David Byrne

Albumtitel: Rei Momo
Veröffentlichungsjahr: 1989
Vertrieb/Label: Luaka Bop / Sire / Warner Bros.
Homepage: https://davidbyrne.com


Rezension

Die Geschichte der Talking Heads hatte gerade mit ihrerm letzten Studioalbum Naked (1988) einen würdigen Abschluss gefunden. Die Kult-Band existierte auf dem Papier zwar noch weiter, doch Frontmann David Byrne legte flugs mit seinem ersten Soloalbum nach.

„Rei Momo“ (portugiesisch für „König des Karnevals“), ist eine umfassende und ebenso leidenschaftliche Erkundung der lateinamerikanischen Musik. Auf diesem Album taucht David Byrne tief in eine Vielzahl von Musikstilen ein und schafft dabei ein Werk, das sowohl eine Hommage als auch seine persönliche Interpretation lateinamerikanischer Stilvarianten ist.

Das Album zeichnet sich durch seine überschwängliche, lebendige und fröhliche Atmosphäre aus. Byrne mischt gekonnt verschiedene traditionelle Tanzgenres aus der Karibik und Brasilien, darunter Cumbia, Merengue, Bomba, Salsa, Cha-Cha-Cha und Samba.

Um diese authentischen Klänge zu realisieren, arbeitete er mit einem großen Ensemble von rund 50 südamerikanischen Musikern zusammen, darunter Legenden wie Celia Cruz und Willie Colón. Das Ergebnis ist eine klangliche Vielfalt, die reich an Percussion, Bläsern, Akkordeons und Geigen ist.

Trotz der tiefen Verwurzelung in lateinamerikanischen Rhythmen bleibt Byrnes einzigartiger Stil unverkennbar. Die perkussive, tanzbare Songsammlung weist dabei auf einige der musikalischen Wurzeln von David Byrnes eigenem Werk mit den Talking Heads hin.

Songs wie „Independence Day“ und „Make Believe Mambo“ kombinieren südamerikanische Rhythmen mit Byrnes charakteristischem, manchmal kauzigem Gesang. Die Mischung aus authentischen lateinamerikanischen Klängen und Byrnes typischer Exzentrik verleiht dem Album seinen besonderen Charakter.

„Rei Momo“ ist für mich ein äußerst gelungenes Album, das es schafft, anspruchsvolle Pop-Songs mit komplexen Rhythmen zu verbinden, ohne sie dabei zu reinen Tanznummern werden zu lassen.

Auch wenn „“Rei Momo“ vielleicht nicht gleich die Durchschlagskraft wie seine Arbeiten mit den Talking Heads besitzt, bleibt das Album ein wichtiger und faszinierender Teil von Byrne’s Solokarriere, das die zeitlose Schönheit fremder Kulturen, von denen er sich auch während der Ära der Talking Heads schon inspirieren ließ, wunderschön zur Geltung bringt.

Das Album ist gewiss auch Ausdruck von Byrnes Liebe und Wertschätzung für diese Musik. Sein langjähriges Engagement für die Förderung von „Weltmusik“ durch sein Label Luaka Bop, das er 1988 ins Leben rief, dürfte seine aufrichtigen Absichten belegen. Das Label existiert nach wie vor und bildet gewissermaßen ein Pendant zu Peter Gabriel’s Realworld.

Die Produktion von David Byrne und Steve Lillywhite ist brillant und makellos. Jedes der vielen Instrumente wird detailreich präsentiert, ohne jemals vom imposanten Gesamteindruck des Ensembles aus Dutzenden von Musikern abzulenken.

Autor: Gerald Langer


Tracklist

1. Independence Day (5:44)
2. Make Believe Mambo (5:23)
3. The Call Of The Wild (4:54)
4. Dirty Old Town (4:13)
5. The Rose Tattoo (3:51)
6. Loco De Amor (3:46)
7. The Dream Police (3:00)
8. Don’t Want To Be Part Of Your World (4:58)
9. Marching Through The Wilderness (4:30)
10. Good And Evil (4:35)
11. Lie To Me (3:37)
12. Office Cowboy (3:40)
13. Women Vs. Men (4:05)
14. Carnival Eyes (4:04)
15. I Know Sometimes A Man Is Wrong (3:14)



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