Eberhard Schoener: Video Magic

eberhard schoener

Eberhard Schoener

Albumtitel: Video Magic
Veröffentlichungsjahr: 1978
Vertrieb/Label: EMI Electrola
Homepage: http://www.eberhard-schoener.de


Inhaltsverzeichnis

Rezension

Eberhard Schoeners elektronische Zeitreise mit The Police

Das Album „Video-Magic“ von Eberhard Schoener aus dem Jahr 1979 steht als faszinierendes Zeugnis einer außergewöhnlichen Kollaboration zwischen dem deutschen Elektronikpionier und zwei Mitgliedern von The Police.

Diese Zusammenarbeit entstand zu einer Zeit, als Sting, Andy Summers und Stewart Copeland noch als aufstrebende Musiker auf der Suche waren und ihre spätere Weltkarriere noch nicht absehbar war.

Entstehungsgeschichte

Die Aufnahmen zu „Video-Magic“ entstanden zwischen August und November 1978 in den Electrola Studios und Bavaria Studios. Während Sting und Andy Summers ihre Parts einspielten, war Stewart Copeland zu diesem Zeitpunkt anderweitig beschäftigt und wirkte daher nicht an diesem Album mit.

Schoener, der deutsche Komponist und Elektronikpionier, war bereits in den 1970er Jahren eine etablierte Größe im Bereich der elektronischen Musik und später für seine Kompositionen zu TV-Serien wie „Derrick“ bekannt. Seine Kollaboration mit The Police war Teil einer kreativen Phase, in der er innovative Verbindungen zwischen elektronischer Musik, Jazz und Rock erkundete.

Musikalische Analyse

„Video-Magic“ repräsentiert eine faszinierende Synthese aus verschiedenen musikalischen Elementen.

Das Eröffnungsstück der A-Seite „Octogon“ präsentiert sich als rein instrumentales Werk mit fließenden Gitarren von Summers. Diese Kombination aus progressiven Gitarrenlinien und elektronischen Klanglandschaften präsentiert den innovativen Charakter des Albums.

„Speech Behind Speech“ folgt mit einer Komposition, die stark an „Rhine-bow“ vom vorherigen Album „Flashback“ des Münchner Künstlers erinnert, wobei Sting vergleichsweise zurückhaltend singt. Hier zeigt sich bereits die Richtung, in die Sting’s spätere Solokarriere führen sollte – eine Mischung aus Pop-Sensibilität und jazzigen Einflüssen.

Mit „Natural High“ zeigt das Album ein konventionelles Rockstück, Dies unterstreicht die stilistische Verbindung zwischen Schoeners Visionen und der späteren musikalischen Entwicklung von The Police.

Beim epischen „Code-Word Elvis“ trifft das Kammerorchester auf Elektronik. Dazu spricht Sting eher den Text. Diese acht Minuten dauernde Komposition demonstriert Schoeners Fähigkeit, orchestrale Elemente nahtlos mit elektronischen Klangwelten zu verbinden.

Die B-Seite beginnt mit dem Titeltrack „Video-Magic“, der „mit einer sehr jazzigen Gesangslinie gepaart mit eher perkussiv eingesetzter Elektronik und Schlagzeug“ eingeleitet wird. Diese Herangehensweise setzt sich in „Night Bound City“ fort.

„San Francisco Waitress“ präsentiert Sting als Jazzsänger, während das abschließende „Koan“ mit fast zwölf Minuten Laufzeit Summer’s Gitarre und Küblers Saxophone in den Vordergrund stellt. Ein würdiger Abschluss für diese spannende experimentelle Reise.

Historische Bedeutung und Tour

„Video-Magic“ war nicht nur ein Studioalbum, sondern auch Grundlage für eine spektakuläre Live-Tour. Die „Laser ’79 in Concert“-Tournee führte Schoener zusammen mit The Police durch 22 deutsche Städte in 30 Tagen. Diese Shows waren technische Pionierarbeit und umfassten „16 mm Filmprojektion in Cinemascope-Format, computergesteuerte 9-Projektoren Dia-Multivision, 6×12 Meter Leinwand“ sowie aufwendige Laser-Installationen.

Ein dokumentiertes Konzert fand am 14. Januar 1979 in der Berliner „Neue Welt“ statt, wobei The Police als Vorgruppe für Schöners Laser-Show fungierten.

Musikalische Bewertung

„Video-Magic“ ist sicherlich keine besonders eingängige Produktion. Um die Pop-Musik macht das Album einen großen Bogen.

Die künstlerische Herangehensweise macht „Video-Magic“ allerdings zu einem wichtigen Brückenschlag zwischen der deutschen Elektronikmusik der 1970er Jahre und den entstehenden New-Wave- und Post-Punk-Bewegungen, die The Police später zu Weltruhm führen sollten.

Das Album dokumentiert einen entscheidenden Moment in der Musikgeschichte, in dem sich experimentelle deutsche Elektronik mit britischem Rock verband. Für The Police war diese Zusammenarbeit nicht nur finanziell wichtig, sondern auch musikalisch prägend .

„Video-Magic“ bleibt somit ein faszinierendes Zeitdokument einer künstlerischen Kollaboration, die sowohl Eberhard Schoeners innovative Ansätze als auch das bis dato noch unentdeckte Potenzial von The Police in einem einzigartigen musikalischen Kontext vereinte.

Ich habe die Laser-Show im Januar 1979 in der Kürnachtalhalle in Würzburg-Lengfeld erlebt. Mit Sting’s hoher Stimme hatte ich bei den eigenen Songs – The Police spielte ein kurzes Vorprogramm, u. a. mit „Roxanne“ – Probleme. Das gemeinsame Konzert mit Eberhard Schöner war indes eine packende Multimedia-Show.

Autor: Gerald Langer


Tracklist (Vinyl)

Seite A:

  1. Octogon (6:53)
  2. Speech Behind Speech (5:39)
  3. Natural High (3:32)
  4. Code-Word Elvis (8:01)

Seite B:

  1. Video-Magic (4:01)
  2. Night Bound City (3:12)
  3. San Francisco Waitress (3:22)
  4. Koan (11:59)

Credits & Line-up

  • Eberhard Schoener: Moog, Oberheim, Mellotron, Piano, Komposition, Arrangement, Produktion
  • Sting: Bass Guitar, Vocals
  • Andy Summers: Electric Guitar
  • Evert Fraterman: Drums, Percussion
  • Olaf Kübler: Tenor Sax, Alt-Sax

Zusätzliche Mitwirkende:

  • Orchestra of the Munich Chamber-Opera
  • Dirigent: Eberhard Schoener

Die Produktion lag vollständig in den Händen von Eberhard Schoener, der auch für Komposition und Arrangement verantwortlich zeichnete.


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