
Fink
Albumtitel: Wheels Turn Beneath My Feet
Veröffentlichungsjahr: 2012
Vertrieb/Label: Ninja Tune
Homepage: https://finkmusic.net
Inhaltsverzeichnis
Rezension
Fink’s Live-Album „Wheels Turn Beneath My Feet“, veröffentlicht 2012 bei Ninja Tune, fängt die Magie der Bühne ein, wie sie nur wenigen zeitgenössischen Singer-Songwritern gelingt. Die dreizehn Stücke dieser Veröffentlichung dokumentieren Finks Mammut-Tournee nach „Perfect Darkness“ quer durch Europa und versammeln Liveaufnahmen aus Städten wie London, Paris, Amsterdam, Wien und Prag.
Was dieses Album so außergewöhnlich macht, ist die intime, dichte Atmosphäre, in der Fin Greenall und seine Band ihre komplexen Songs mühelos auf die Bühne bringen und dabei für dem Zuhörer eine greifbare Nähe schaffen.
Musikalische Atmosphäre und Sounddesign
Die Band präsentiert sich auf „Wheels Turn Beneath My Feet“ als eingespieltes Trio. Fink’s Wurzeln im TripHop und Dub sind deutlich zurückgenommen; stattdessen bestimmen filigrane Gitarren, sanfte Bassläufe und eine ausgesprochen sensible Rhythmusarbeit das Klangbild. Was im Studio oft eine gewisse Melancholie verströmt, wird hier durch die Dynamik der Live-Situation aufgeladen – jeder trockene Anschlag, jede Spannung zwischen den ruhigen Momenten und eruptiven Ausbrüchen ist spürbar.
Der Raum, die Interaktion mit dem Publikum und die Unmittelbarkeit des Augenblicks verwandeln die Songs subtil und machen sie fragil. Die markanten Arrangements und Greenalls intensive, raue Vocals verleihen diesem Album eine packende Authentizität.
Die Entscheidung, Aufnahmen aus verschiedenen Städten miteinander zu verweben, sorgt dafür, dass das Album eher eine Werkschau ist und weniger ein geschlossenes Konzertdokument. Das kann einen gewissen Bruch in der Atmosphäre bedeuten, ist jedoch in Fink’s Fall kein Nachteil, denn die außergewöhnliche Qualität jeder einzelnen Performance steht klar im Mittelpunkt. Die Intimität bleibt durch die klare, unprätentiöse Produktion und Fink’s charismatische Bühnenpräsenz erhalten. Jeder Song wirkt wie ein direktes Gespräch – ungeschönt, ehrlich und sowohl musikalisch als auch textlich von einer seltenen Intensität geprägt.
Besonders hervorzuheben ist die Transparenz des Sounds: Greenall’s Gitarre klingt wunderschön, der Bass ist warm und erdig, das Schlagzeug dynamisch und pointiert. Die Produktion verzichtet auf jegliche elektronische Effekte. Hier wurde im Nachgang nichts glattgebügelt. Die Songs bewahren ihren Live-Charakter und vermitteln dem Hörer das Gefühl, mitten im Konzert zu stehen.
Fazit
„Wheels Turn Beneath My Feet“ vermittelt einen seltenen Grad an Ehrlichkeit und Intimität, der Fink von den meisten Songwritern seiner Zeit abhebt. Für Neulinge ist die Platte eine hervorragende Einführung in Finks künstlerisches Werk; Kenner erhalten ein Dokument uneitler, kompromissloser Live-Musik in bester Qualität. Die Highlights „Perfect Darkness“ und „Warm Shadow“ zeigen, dass Fink auf die Bühne gehört.
Ich habe Fink 2018 beim Würzburger Hafensommer erleben können. Begeistert habe ich anschließend Teile seines Backkataloges für mich auf Vinyl erschlossen.
„Wheels Turn Beneath My Feet“ war damals schon weitgehend vergriffen. Nun habe ich bei Bandcamp zugeschlagen. Der Download von Files und die Wiedergabe über einen passablen Streamer ist eine echte Alternative zur CD und spart Platz im Regal. Das Vinyl reizt natürlich noch immer. Also, kalte ich meine Augen offen!
Autor: Gerald Langer
Tracklist
- Biscuits (Live From Amager Bio, Copenhagen) – 5:48
- Perfect Darkness (Live From Union Chapel, London) – 6:53
- Fear Is Like Fire (Live From Koko, London) – 6:51
- Yesterday Was Hard On All Of Us (Live From Paradiso, Amsterdam) – 4:55
- Blueberry Pancakes (Live From Wuk, Vienna) – 5:40
- Trouble’s What You’re In (Live From Union Chapel, London) – 5:17
- Berlin Sunrise (Live From La Cigale, Paris) – 6:07
- Warm Shadow (Live From Epicerie Moderne, Lyon) – 6:48
- Honesty (Live From La Cigale, Paris) – 4:52
- Wheels (Live From Paradiso, Amsterdam) – 4:06
- This Is The Thing (Live From Paradiso, Amsterdam) – 5:43
- Sort Of Revolution (Live From La Cigale, Paris) – 9:03
- Pretty Little Thing (Live From Meetfactory, Prague) – 7:14
Credits & Line-up
- Fin Greenall: Gesang, Gitarre
- Guy Whittaker: Bass
- Tim Thornton: Schlagzeug, Gitarre
Produktion und Mastering erfolgten unter Federführung von Fink und Ninja Tune; die Liveaufnahmen wurden teils von lokalen Technikern und Finks eigenem Produktionsteam betreut.