
Laurie Anderson
Albumtitel: Mister Heartbreak
Veröffentlichungsjahr: 1984
Vertrieb/Label: Warner Bros.
Homepage: https://laurieanderson.com
Rezension
Auf eine Performance-Künstlerin allein über die Musik aufmerksam gemacht zu werden, mag ungewöhnlich erscheinen. Bei Laurie Anderson trifft dies allerdings zu.
1984 veröffentlichte sie ihr Album Mister Heartbreak, ein komplexes und gleichsam fesselndes Werk, das auf ihren Durchbruch mit „Big Science“ folgte. Letztgenanntes Album habe ich mir erst einige Zeit später angehört und erworben.
Während der Vorgänger einem breiteren Publikum ihre einzigartige Mischung aus Performance-Kunst und Musik vorstellte, taucht „Mister Heartbreak“ tiefer in ihre experimentellen Klanglandschaften ein und schafft eine ganz besondere Atmosphäre. Das Album ist ein reichhaltiger Klangteppich aus „Spoken Words“, elektronischen Texturen und unerwarteten musikalischen Kollaborationen, der Andersons Ruf als Pionierin der Avantgarde festigen sollte.
„Mister Heartbreak“ wartet mit einer bemerkenswerten Reihe von Gastkünstlern auf, die zu seiner vielfältigen Klangpalette beitragen.
Adrian Belew von King Crimson steuert auf mehreren Stücken, darunter dem energiegeladenen Opener „Sharkey’s Day“, seine unverwechselbare Gitarrenarbeit bei. Peter Gabriel war Co-Autor und Sänger des Stücks „Excellent Birds“, das in einer anderen Version auch auf seinem eigenen Album „So“ erschien. Der legendäre Schriftsteller William S. Burroughs leiht „Sharkey’s Night“, einem surrealen und atmosphärischen Abschluss des Albums, seine unverkennbare Stimme. Diese Zusammenarbeit, zusammen mit Beiträgen von Musikern wie Bill Laswell und Nile Rodgers, bereichert Andersons Vision, ohne ihre einzigartige künstlerische Stimme in den Schatten zu stellen.
Textlich setzt „Mister Heartbreak“ Andersons Auseinandersetzung mit dem modernen Leben, der Technologie und der menschlichen Kommunikation fort. Ihre Erzählungen sind oft fragmentiert und traumhaft und verweben persönliche Anekdoten mit umfassenderen kulturellen Beobachtungen.
Andersons charakteristischer Sprechgesang ist ein zentrales Element, das ein Gefühl von Intimität und intellektueller Auseinandersetzung erzeugt. Die Musik selbst ist eine Mischung aus elektronischen und akustischen Klängen, wobei Andersons innovativer Einsatz von Synclavier und Vocoder Texturen schuf, die ihrer Zeit voraus waren.
„Mister Heartbreak“ ist dabei mehr als nur eine Sammlung von Tracks; es ist ein zusammenhängendes und ein besonderes Hörerlebnis. Das Album fließt von einem Titel zum nächsten und schafft eine zirkuläre Erzählung, die zum wiederholten Hören einlädt. Trotz seines experimentellen Charakters enthält das Album auch einige Momente von Populärer Musik, wie sie im eingängigen Refrain von „Sharkey’s Day“ zu nachzuhören ist.
Jahrzehnte nach seiner Veröffentlichung bleibt „Mister Heartbreak“ ein kraftvolles und einflussreiches Werk, das den Hörer bei jedem Durchlauf neue Bedeutungs- und Klangschichten entdecken lässt.
Ich habe dieses Album 1984 im Plattenschrank eines Studienkollegen entdeckt.
Autor: Gerald Langer