
Neil Young
Albumtitel: Harvest
Veröffentlichungsjahr: 1972
Vertrieb/Label: Reprise Records
Homepage: https://www.neil-young.info
Rezension
Meisterwerk des Folkrock
Neil Youngs „Harvest“ aus dem Jahr 1972 markiert einen Wendepunkt in der Geschichte des Folkrock und bleibt bis heute Neil Young’s erfolgreichstes und charakteristischstes Album. Das vierte Studioalbum des kanadisch-amerikanischen Musikers, veröffentlicht am 1. Februar 1972 bei Reprise Records, erreichte zwei Wochen lang Platz 1 der Billboard 200 und wurde zum bestverkauften Album des Jahres 1972 in den USA.
Musikalische Vielschichtigkeit und Instrumentierung
Das Album besticht durch seine bemerkenswerte instrumentale Bandbreite. Young vereinte auf zehn Tracks verschiedenste musikalische Elemente von intimen Akustikgitarren-Arrangements über Pedal-Steel-Guitar-Klänge bis hin zu orchestralen Arrangements mit dem London Symphony Orchestra auf zwei Stücken. Diese Vielfalt spiegelt sich bereits in der Tracklist wider.
Seite 1 eröffnet mit „Out on the Weekend“, gefolgt vom Titeltrack „Harvest“ und dem orchestralen „A Man Needs a Maid“, bevor der größte Hit „Heart of Gold“ und „Are You Ready for the Country?“ die erste Seite beschließen.
Seite 2 beginnt mit dem zeitlosen „Old Man“, führt über „There’s a World“ und „Alabama“ zum eindringlichen „The Needle and the Damage Done“ – einer Konzertaufnahme vom 30. Januar 1971 – und endet mit dem epischen „Words (Between the Lines of Age)“.
Kollaborative Genialität
Neil Young’s Genie zeigt sich nicht nur in der Songkomposition – alle Titel stammen aus seiner Feder –, sondern auch in der Auswahl seiner Mitmusiker. Das Album vereint eine beeindruckende Reihe von Gastmusikern: David Crosby und Graham Nash ergänzen die Harmonien, Linda Ronstadt und James Taylor verleihen „Heart of Gold“ zusätzliche stimmliche Tiefe.
Kultureller Kontext und Vermächtnis
„Harvest“ entstand in einer Zeit des kulturellen Umbruchs und reflektiert sowohl den schwindenden Optimismus der Gegenkultur San Franciscos als auch den aufkommenden Zynismus der Watergate-Ära.
Die Rezeption des Albums war anfangs durchwachsen. Doch die Zeit hat dem Album, vor allem aber Neil Young, Recht gegeben. „Harvest“ ist ein Klassiker.
Technische Brillanz und Produktionsästhetik
Die Aufnahmen entstanden größtenteils in den Quadrafonic Sound Studios in Nashville, wobei Elliot Mazer und Neil Young gemeinsam die Produktion verantworteten. Besonders bemerkenswert ist die Aufnahme von „A Man Needs a Maid“ in der Barking Town Hall in London mit dem London Symphony Orchestra unter Jack Nitzsches Leitung. Diese Mischung aus rustikalen Country-Elementen und klassischer Orchestrierung verleiht dem Album seine einzigartige Klangästhetik.
Mit Hits wie „Heart of Gold“ (Platz 1) und „Old Man“ (Platz 31 in den USA) bewies Young seine Fähigkeit, seine poetische Introspektive mit populärer Zugänglichkeit zu verbinden.
Neil Young hatte schon durch seine vorherigen Erfolge, insbesondere mit Buffalo Springfield und CSNY, einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht. Das brachte viel mediale Aufmerksamkeit für „Harvest“ und die begleitenden Tourneen.
Zusammengefasst ist der kommerzielle Erfolg von „Harvest“ vor allem auf die perfekte Kombination eingängiger Songs, hochkarätiger musikalischer Beiträge, zeitgemäßer Texte und einer hervorragenden Produktion zurückzuführen, die das Album sowohl für Fans als auch für ein breites Publikum attraktiv machte.
Ich wurde 1973 über diverse Radiosender, die vor allem Heart Of Gold spielten, und einen Freund, der das Album besaß, auf den kanadischen Musiker aufmerksam. Ich habe ihn seitdem nicht mehr aus den Augen verloren. Meine Sammlung an Tonträgern ist entsprechend umfangreich.
Autor: Gerald Langer
Tracklist
Seite 1:
Out on the Weekend – 4:35
Harvest – 3:03
A Man Needs a Maid – 4:00
Heart of Gold – 3:05
Are You Ready for the Country? – 3:21
Seite 2:
Words (Between the Lines of Age) – 6:40
Old Man – 3:24
There’s a World – 2:59
Alabama – 4:02
The Needle and the Damage Done – 2:03