
Synergy
Albumtitel: Cords
Veröffentlichungsjahr: 1978
Vertrieb/Label: Passport Records
Homepage: http://larryfast.com/synergy/
Rezension
Mit Cords schuf Larry Fast, alias Synergy, 1978 ein Album, das weit mehr als eine technische Fingerübung war. Es ist ein faszinierender, eigenständiger Beitrag zur Synthesizermusik der späten 1970er-Jahre, der die Hörer bis heute mit seiner Frische und seinen klanglichen Ideen überrascht.
Cords, Larry Fast’s drittes Werk unter diesem Namen, ist Teil einer Reihe von rein elektronischen Alben, die sich stilistisch im Grenzbereich von klassischer Musik, Prog, Ambient und New Age bewegen, ohne sich auf ein Genre festlegen zu lassen.
Der Sound von Cords ist geprägt von überwiegend elektronischen Klängen, die Fast nicht als Imitation echter Instrumente, sondern als eigenständiges, sehr wohl artifizielles, Medium versteht.
Das Orchester ersetzt er durch analoge Synthesizer, mit denen er überraschend „orchestrale“ Texturen entwickelt – voll, dramatisch, aber nie ausgesprochen klassizistisch. Die Tracks selbst sind dabei überwiegend kurz, das Album als Ganzes wird durch das dreiteilige On Presuming to Be Modern zusammengehalten, dessen Motive sich durch das gesamte Werk ziehen und ihm eine narrative, fast filmische Struktur verleihen.
Erstmals arbeitet Larry Fast auf Cords mit Peter Sobel zusammen, der einen Gitarrensynthesizer bedient und so neue Farben in den Synergy-Kosmos bringt. Besonders bemerkenswert sind die rhythmisch starken Stücke wie Phobos and Deimos Go to Mars, die mit prägnanten Drum- und Basslinien punkten und Reminiszenzen an Jean-Michel Jarre wecken, ohne in dessen Melodik-Fülle zu versinken.
Die Spannung zwischen düsteren, arabisch angehauchten Passagen (Deimos) und helleren, tänzerischen Motiven (Phobos) macht den Zauber dieses Tracks aus. Auch Disruption in World Communications überzeugt als Programmstück, das von der Ordnung in das Chaos führt.
Obwohl klassische Kompositionsprinzipien durchschimmern, bleibt Cords modernistisch und futuristisch. Larry Fast experimentierte damals mit Schleifentechniken („Frippertronics“), verwob Melodien und Rhythmen und lotete die Möglichkeiten der damaligen Studio- und Synthesizertechnik bis zum Anschlag aus.
Dabei setzte er auf Transparenz und Klarheit, selbst in komplexen, vielschichtigen Passagen.
Das Album wirkt – besonders im Kontext seiner Entstehungszeit – nicht wie ein Zeitdokument, sondern wie ein Rückgriff auf Vergangenes und ein Vorausblick auf Zukünftiges zugleich.
Cords ist eines der stärksten Synergy-Alben, auch wenn nicht alle Hörer mit der „künstlichen“ Klangästhetik und der modernen Orchestrierung zurechtkommen dürften.
Über meinen Freund Jörg bin ich 1978 auf Synergy aufmerksam gemacht worden. Er besaß das Vinyl, das als besonderen Hinweis, es war ein runder Aufkleber, „Larry Fast – Keyboard Player of Peter Gabriel“ trug. Mein Exemplar habe ich erst einige Jahre später als CD, dann als Vinyl erworben. Der besagte Aufkleber fehlte allerdings.
Wer nach einem Einstieg für Synergy sucht, wird hier vielleicht das konsequenteste Werk seines Backkataloges finden. Ein Album, das eigenwillig und nach fast 50 Jahren überraschend aktuell geblieben ist.
Autor: Gerald Langer