Yes: Yessongs

yes yessongs

Yes

Albumtitel: Yessongs
Veröffentlichungsjahr: 1973
Vertrieb/Label: Atlantic Records
Homepage: https://www.yesworld.com/


Rezension

Yessongs von Yes, das Debüt-Livealbum der britischen Progressive-Rock-Ikone, im Mai 1973 erschienen, ist nicht nur ein monumentales Klangdokument, sondern auch als Vinyl ein visuelles Erlebnis, das Generationen von Fans und Musiksammlern beeinflusst hat.

Es dokumentiert Yes auf dem Zenit ihrer musikalischen Schaffenskraft: Auf drei Vinylplatten versammelt das Album den Großteil der Setlist der Tourneen von 1972, also die Höhepunkte aus „The Yes Album“, „Fragile“ und „Close to the Edge“ – die drei Alben, mit denen Yes den progressiven Rock neu definierten.

Musikalisch ist das Album ein nahezu beispielloses Live-Zeugnis. Die dynamischen, teilweise längeren und improvisationsreicheren Versionen der bekannten Studiostücke – etwa „Yours Is No Disgrace“, „And You and I“ oder „Starship Trooper“ – wirken auf der Bühne noch kraftvoller, lebendiger und intensiver als im Studio. Die Songs werden mit einer Frische und Spielfreude präsentiert, die in den Studioaufnahmen nur angedeutet war.

Besonders beeindrucken Jon Anderson’s Stimme, Steve Howes Gitarrenakrobatik, Chris Squire’s markanter Bass, Rick Wakeman’s hymnischer Einsatz an den Keyboards und das Schlagzeug von Bill Bruford und Alan White. Die Liveatmosphäre ist greifbar, als lauschte man einem kompletten Konzertmitschnitt, nicht einer geschickten Zusammenstellung von Einzelstücken.

Obwohl die Aufnahmequalität technisch nicht immer den heutigen Maßstäben genügen mag, bleibt der Zauber dieser Performance ungeschmälert. Die Band wirft sich mit Leidenschaft in jeden Song, spielt mit einer Präzision, die damals wie heute ihresgleichen sucht. Yessongs ist damit nicht nur ein Kompendium der besten Songs, sondern auch ein Dokument der Entwicklung von Yes: Die Jams, Soli und spontanen Interaktionen zeigen, wie sehr die Band auf der Bühne wuchs und ihre Kompositionen weiterentwickelte.

Für viele war und ist diese Live-LP der ideale Einstieg in das Universum von Yes – besser als jeder Sampler, intensiver als jede Kompilation. Genauso erging es auch mir vor über 50 Jahren.

Doch nicht nur die Musik macht das Vinyl zu etwas Besonderem, sondern auch die Gestaltung der Albumhülle.

Das dreifache Gatefold-Cover, entworfen vom britischen Künstler Roger Dean, ist selbst ein Kunstwerk: Auf der riesigen Fläche entfaltet sich eine surreale, traumhafte Landschaft, in der Bruchstücke von Planeten durch das All treiben, Raumfahrzeuge in fremde Welten aufbrechen und neue Lebensformen erwachen.

Deans Bilder erzählen eine fortlaufende Geschichte.

Dieses Cover war damals ein Statement:

Hier wurde das Album nicht mehr als bloße Verpackung verstanden, sondern als eigenständiges künstlerisches Medium. Die Bilder von Dean ergänzen und verstärken die Musik, schaffen eine eigene Atmosphäre, die den Hörern das Gefühl gibt, Teil eines größeren, grenzenlosen Kosmos zu sein. Dean’s Design wurde zum Markenzeichen von Yes, zum visuellen Pendant ihrer musikalischen Visionen.

Jedes Aufklappen des Covers lässt die Hörer in eine andere Welt eintauchen, jede Wiedergabe der Platten bietet neue Details – musikalisch wie visuell. Hier vereinen sich die Kühnheit und der Ehrgeiz des Progressive Rock mit dem Anspruch, Kunst auch jenseits der Musik zu denken.

Ich wurde im April 1974 während eines schulischen Skikurses von einem Klassenkameraden auf dieses Album aufmerksam gemacht und war der Band dann einige Jahre verfallen. Dass sie 50 Jahre später, nach einigen, aber wesentlichen, personellen Wechseln noch bestehen würde, hätte ich mir damals nicht träumen lassen.

Autor: Gerald Langer


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